Interview mit Alois Glück

Alois Glück

Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) sowie ehemaliger Präsident des Bayerischen Landtags, ist Botschafter der Stiftung Leben pur. Im Interview schildert er, warum er sich für die Ziele der Stiftung und das Projekt "Toiletten für alle" engagiert.

Herr Glück, Sie setzen sich seit sehr langer Zeit persönlich für die Teilhabe behinderter Mitmenschen am gesellschaftlichen Leben ein. Was sind Ihre Gründe für Ihr vielfältiges politisches und ehrenamtliches Engagement?

Meine Motivation kommt zunächst aus den eigenen familiären Erfahrungen. Meine ältere, inzwischen verstorbene Schwester erkrankte in den 1950er Jahren an Kinderlähmung und lebte bei uns in der Familie auf dem Bauernhof. Unser 1966 geborener Sohn ist durch zwei Gehirnhautentzündungen schwer behindert. In meiner politischen Arbeit als Abgeordneter war meine erste große Aufgabe die des Berichterstatters, also federführenden Abgeordneten, im sozialpolitischen Ausschuss zum ersten Bayerischen Behindertenplan. In den vergangenen Jahrzehnten habe ich die Entwicklung der Behindertenpolitik intensiv erlebt, etwas auch mitgestaltet. Vor allem habe ich die große persönliche Bereicherung durch die Begegnungen mit Menschen mit Behinderungen unterschiedlichster Art erlebt. Das zählt zu den größten Schätzen in meinem Leben.

Wie glauben Sie, kann es gelingen, das Projekt in der Öffentlichkeit bekannt zu machen und mehr Bauherren davon zu überzeugen, beim Bau von öffentlichen oder kulturellen Gebäuden eine "Toilette für alle" einzurichten oder ein bestehendes Behinderten-WC entsprechend umzubauen?

Der jetzt wichtigste Schritt ist die Realisierung von Pilotprojekten und damit Referenzprojekten in einigen Kommunen, derzeit wohl in erster Linie zunächst in Städten. Das beste Argument für die weitere Entwicklung sind Beispiele und Erfahrungen. Für solche Pilotprojekte sollte auch eine Pilotförderung durch den Freistaat möglich sein.

Sie haben langjährige Erfahrungen in der Sozialpolitik. Gibt es Ihrer Meinung nach Möglichkeiten auf die Politik einzuwirken, damit "Toiletten für alle" ähnlich wie in Großbritannien zu einem Standard werden? Wie sehen Sie die Möglichkeiten für eine entsprechende DIN-Norm?

Für rechtliche Regelungen und Verpflichtungen ist es gegenwärtig zu früh, da jetzt noch nicht Erfolg versprechend. Zuerst brauchen wir die Beispiele.

Herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, unser Projekt zu unterstützen.

Ich danke Ihnen für Ihr Engagement!

To top